Gedenkfeier in der Karl-Olga-Altenpflege am 22.1.2015 für Frau Klara
Mack, Martin Schlecht
Liebe Bewohnerinnen und Bewohner der
Karl-Olga-Altenpflege, liebe Angehörige!
Immer wieder sind wir in
unserem Leben mit Abschied, Trennung und Verlust konfrontiert.
Viele, vor allem ältere Menschen, haben dies im Laufe ihres Lebens
erfahren müssen, ob es nun die Eltern oder Geschwister waren, der
Ehepartner oder auch liebe Freunde und Verwandte.
Das
Hinübergehen eines nahe stehenden Menschen hebt manchmal die eigene
Welt aus den Angeln, kostet viel Kraft und schmerzt in der Seele.
Der Tod ist uns eben nicht so vertraut wie das Leben. Gevatter Tod
wird lieber verdrängt oder ignoriert.
Für einen sterbenden Menschen ist es sehr
beruhigend, wenn er weiß, dass ihm niemand etwas nachträgt. Es tut
ihm gut, wenn er mit allen Frieden geschlossen hat, wenn alles
bereinigt ist. Er kann getrost gehen, wenn ihn nichts mehr belastet
oder beängstigt.
Frau Mack ist in einem hohen, gesegneten
Alter von uns gegangen. Sie wollte es auch so. Nichts hielt sie mehr
in diesem irdischen Leben zurück. Manchmal haderte sie auch mit
Gott, weil er sie nicht endlich sterben ließ. Es ist verständlich,
dass man mit 107 Jahren Abschied nehmen möchte. Denn mit zunehmendem
Alter nehmen auch die gesundheitlichen Beschwerden zu.
Was bedeutet der Tod? Er ist nichts anderes
als eine Reise in eine andere Welt, ein Hinübergehen in eine
jenseitige Heimat, wo wir bereits vor diesem Leben waren. Denn aus
Gott sind wir und zu ihm kehren wir einst zurück.
Der Tod ist nicht Endstation, sondern eine
Durchgangstür, eine Brücke zu neuem Leben. Nach dem Tod sind wir
das, was wir in diesem Leben geworden sind. Das bedeutet: man nimmt
seine guten und schlechten Werke mit, seine Tugenden und Laster. Sie
folgen einem nach.
Das Leben besteht nicht nur aus sichtbaren
und materiellen Dingen. Auch der Tod gehört zum Leben. Dieses
irdische Leben ist begrenzt und vergänglich. Auf unserer Stirn steht
von Geburt an mit unsichtbaren Buchstaben geschrieben: „Gedenke,
Mensch, dass du sterben wirst!“ Sicherlich denkt man im Alter öfter
daran, weil das Sterben unweigerlich näher rückt.
Doch niemand braucht den Tod zu fürchten, vor
allem wer sein Leben in Gottes Hände legt. Wer auf Ihn vertraut,
erfährt Halt und Zuversicht. Sich vor dem Tod fürchten - das tat
Frau Mack gewiss nicht. Über ein Jahrhundert weilte sie auf Erden -
was hat sie nicht alles erlebt und durchgemacht?! Man denke nur an
die beiden Weltkriege, an all die Wirren danach. Sie hatte
zeitlebens auch ihre ganz persönlichen Herausforderungen, ihre Höhen
und Tiefen im Leben zu meistern. Das hat sie stark und robust
gemacht. Man musste das „Clärle“ - wie sie von so manchen liebevoll
genannt wurde - in ihrer unverwechselbaren Art wie sie war, einfach
gern haben. Sie war ehrlich und brauchte niemandem etwas vorspielen.
Wenn es verletzlich war, dann war es schlicht ihr aufrichtiges
Wesen. Deshalb konnte ihr auch niemand etwas vormachen. Sie
durchschaute alle und jeden. Wer hatte schon so viele Jahre Zeit wie
sie, um Menschenkenntnisse und Lebenserfahrung zu sammeln?!
Christus ist der Weg, die Wahrheit und das
Leben. Man kommt nicht von allein in den Himmel. Den Weg dorthin
muss man selbst gehen. Man schafft sich gewissermaßen seinen Himmel.
Christus geht mit auf dem Weg. Er selbst ist der Weg in das
jenseitige, geistige Tal. Dort findet jeder einen Platz. Denn er hat
uns versprochen: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnstätten.“
Jeder hat seinen Schutzengel. Er begleitet
seinen jeweiligen Schützling auf dem Weg. Er steht beratend und
inspirierend an der Seite … wenn man auf ihn hört. Er ist auch dann
da, wenn das Tor zum Jenseits durchschritten ist.
Wenn es heißt „Ruhe in Frieden!“ dann ist
damit gewiss keine untätige Grabesruhe gemeint. Im Jenseits geht das
Leben weiter. Man strebt nach Höherem gemäß dem Grundsatz „Näher
mein Gott zu dir!“
Das Leben im Jenseits ist kein passives
Sitzen an der Tafel des Herrn. Jeder hat seine Aufgaben. „Drüben“
wirkt man im Seelenkleid mit an der Vollendung des großen
Schöpfungswerkes, so auch unsere liebe Verstorbene.
Möge die jenseitige Wohnwelt von Frau Mack
voller Harmonie und Freude sein! Möge sie dort Frieden finden, einen
aktiven Frieden, der ihrem Temperament entspricht: unterwegs und
tätig zu sein, ohne sich auf die ruhige Haut legen zu müssen.
Langeweile und Nichtstun war wohl bis zu ihrem letzten Atemzug das
Schlimmste.
Leserbrief von Dr. Albrecht Ulmer
Was habe ich mit der Karl-Olga-Altenpflege,
Frau Mack, Herrn Schlecht usw. zu tun? Auf den ersten Blick nichts.
Uns alle verbindet aber ein Kontakt zu Claim for Dignity und damit
zu einer Grundhaltung, die an vielen kleinen Schnittpunkten dieser
Welt dazu beiträgt, dass Menschen sich noch ganz anderer Werte
besinnen als ständiger kalter Gewinnoptimierung.
Ich habe als Arzt immer mit der
Ausgesetztheit des Lebens zu tun, immer wieder auch mit dem Tod. Für
mich verarbeitet sich das viel musikalisch. Immer wieder entsteht
neue selbst geschriebene Musik, in der etwas von alledem steckt. Oft
sind es Chorfugen. Weil mein Berufsleben extrem intensiv verläuft,
habe ich keine Zeit und Energie übrig, mich um ein Aufführen zu
kümmern. So verfüge ich nur über eine Hörversion, die dadurch
entsteht, dass das Notenschreibprogramm das vorspielt, was an Noten
reingeschrieben wurde.
Musik ist ja Geschmacksache wie kaum etwas
anderes. Was dem einen ganz viel bedeutet, berührt den anderen gar
nicht, und umgekehrt. Trotzdem: Es gibt auch Gemeinschaft über die
Musik. Deshalb kam mir spontan die Idee, diese Musik genauso mit
Ihnen zu teilen wie Sie das schöne Bild mit der Geschichte und den
Betrachtungen mit mir geteilt haben. So möge die beiliegende Musik
im Idealfall etwas helfen, all die Gedanken, die schon in der mail
angeklungen waren, zu meditieren. Der hier nicht hörbare Text unter
dem Fugenthema lautet: "Leben kommt empor, und dann senkt es sich
herab." Er zieht sich durch die ganze Fuge hindurch und dient der
Besinnung, dass wir alle das Leben nur eine kurze Spanne lang für
uns hier haben, ansonsten aber ständig von Generation zu Generation
weitergeben.
Chorfuge
Leben kommt hervor
Hundert Jahre Leben
Ein Gespräch im
Karl-Olga-Altenpflegeheim Stuttgart
von Lena Emmerich
Im
Karl-Olga-Altenpflegeheim
in Stuttgart wohnt die 106-jährige Clara Mack. Sie sagt, sie sei ein
richtiger Steinbock - Der sagt, was er denkt. Der nicht drumherum
redet, der nicht lügt.
Jedoch ist sie der Ansicht, dass sie jetzt alt genug sei, und auch
sterben könnte. Denn so alt werde doch eigentlich niemand. Und auch
mit der Entwicklung der Menschheit ist sie unzufrieden. Die Welt
habe sich um 100.000 Grad gedreht. „Heute wollen sie alle etwas sein
und Geld haben. Früher waren die Menschen freundlicher.“ Außerdem
werde die Jugend viel zu sehr verwöhnt.
Wir haben sie gebeten ein bisschen aus ihrem Leben zu erzählen. Am
Anfang meinte sie zwar, dass es ihr momentan nicht so gut gehe, aber
im Laufe des Gespräches wurde sie immer lebendiger, und berichtete
uns ihre Lebensgeschichte.
Clara Mack wurde im Jahr 1907 in Göppingen geboren und musste als
Kind ihre drei jüngeren Geschwister aufziehen, da ihre Mutter
arbeiten musste. Mit ihrem Vater hatte sie Probleme. Bis zur neunten
Klasse ging sie auf die Neckarschule und lernte dort auch, mit der
Schreibmaschine zu arbeiten. Dann half sie ihrer Mutter im Geschäft,
später arbeitete sie bei der Allianz.
Als sie 23 war, beschlossen ihre Eltern, nach Berlin zu gehen, aber
sie und ihr ebenso volljähriger Bruder weigerten sich. Doch ihre
zwei jüngeren Schwestern mussten mit den Eltern gehen. Im Nachhinein
bedauert sie es, dass sie sich damals nicht entschlossen hatte
mitzugehen. Jetzt glaubt sie, ihr wäre es dort besser ergangen. Sie
erzählt von dem Haus und einem schönen großen Garten, den ihre
Eltern dort hatten. Diese Begebenheiten kannte sie von Besuchen, die
sie machen konnte, da ihre Mutter ihr Geld schickte. Frau Mack
selbst wurde im Zweiten Weltkrieg ausgebombt und verlor dabei ihren
gesamten Besitz.
Bei der Allianz arbeitete sie 40 Jahre als Sachbearbeiterin und
kümmerte sich dort um die Schadensbearbeitung und Versicherungen von
Kunden. Als sie pensioniert werden sollte, bat sie ihr Chef noch
sechs Wochen länger zu bleiben, da die Sekretärin kurzfristig
gekündigt hatte. Frau Mack willigte ein – und blieb weitere 17
Jahre. Mit 82 setzte sie sich dann endgültig zur Ruhe, obwohl ihr
das Arbeiten Freude bereitete. Lediglich der Führungswechsel der
Allianz, bei dem die zwei Söhne des ehemaligen Chefs übernahmen und
der eine Umstellung auf Computer mit sich brachte, hielt sie davon
ab, noch länger zu bleiben. Denn mit 82 – so sagte sie sich – müsse
man nicht mehr lernen, wie ein Computer funktioniere.
Clara Mack war glücklich verheiratet, ihr Mann starb jedoch mit 46
Jahren an einem Tumor. Aus dieser Ehe ging ihre Tochter, die heute
75 ist, hervor. Danach hatte sie noch einen weiteren
Lebensabschnittsgefährten. Dieser starb mit 72. Doch sie hat die
Zeit genossen. Sie erzählt freudig, dass sie mit ihm und Bekannten
des Öfteren ins Remstal gefahren sei „zum Viertele schlotzen“. Es
sei die schönste Zeit ihres Leben gewesen.
Ihren 90sten Geburtstag hat sie im Schlossgartenhotel gefeiert. Und
den hat sie sich dann auch „was kosten lassen“. Mit über 30 Gästen
feierte sie damals ihren „schönsten Geburtstag“.
Mit 100 Jahren zog sie ins Stuttgarter Karl-Olga Altenpflegeheim. Es
gefiel ihr, sie fand nette Bekannte und gesundheitlich hatte sie
auch noch nicht viele Beschwerden.
Inzwischen möchte sie jedoch keinen Kontakt mehr zu anderen
Mitbewohnern: „Sie wissen ja wie die sind, da gibt es so viele
Schwätzereien, aber davon will ich nichts wissen.“ Außerdem seien
ihre Ohren schlechter geworden und mit dem Hörgerät habe sie auch
ihre Probleme. Hinzu kommt, dass sich das Personal geändert habe.
Mehrere Pflegekräfte mit Migrationshintergrund hätten eine andere
Muttersprache, so dass es immer wieder zu Verständnisproblemen käme.
Doch die zwei Pflegerinnen, mit denen sie am meisten zu tun hat,
seien sehr nett. Allerdings sei es schade, dass sie nie Zeit haben,
um mal „auf ein Schwätzchen“ vorbei zu kommen.
Des Weiteren sind zwischenzeitlich alle ihre Verwandten und Bekannte
gestorben. Es sind zwar auch viele alt geworden, doch niemand so alt
wie Clara Mack. Ihre eine Schwester starb mit 86, ihre Mutter mit 92
und ihr Bruder mit 96. Lediglich ihre jüngste Schwester, heute 96,
lebt noch, in Berlin. Allerdings haben sie sich schon sehr lange
nicht mehr gesehen, da beide in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Auch das Telefonieren und Schreiben bereitet der 106-Jährigen
Probleme, weswegen sie seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer
Schwester hat. Allerdings bekommt sie jeden Tag Besuch von ihrer
Tochter, die mittlerweile selbst schon Großmutter ist.
Zu Beginn der Zeit im Altenpflegeheim hat sie noch Rätsel gelöst,
ferngesehen, gelesen und ist spazieren gegangen. Doch jetzt kann sie
meistens nur noch in ihrem Zimmer bleiben und aus dem Fenster
schauen. Dabei komme sie ins Grübeln. Sie bedauert, dass sie immer
so viel alleine sei, denn dann bleibe ihr nichts anderes übrig, als
über ihr Leben nachzudenken. Ihre unglückliche Kindheit, den Hunger
im ersten Weltkrieg, den zweiten Weltkrieg, und die schönen Jahre
mit ihrem Lebensfährten und bei der Allianz. Außerdem hätte sie
gerne Klavier gespielt und wäre gerne mal weggefahren. Doch dazu hat
ihr stets das Geld gefehlt.
Sie würde gerne immer noch tanzen oder fortgehen, zum Beispiel in
die Stuttgarter Wilhelma, ein Zoo, in dem sie früher oft war. Denn
wie sie erzählt, sei sie sehr tierlieb, und hatte auch selbst 17
Jahre lang einen Hund und wurde sogar im Hundeverein als
Ehrenmitglied aufgenommen. Für sie seien Tiere mehr wert als
Menschen. Und wenn sie nochmal auf die Welt kommen sollte, wäre sie
gerne Bäuerin.
Clara Mack, zur Zeit Stuttgarts Älteste, wird am 13. Januar 107
Jahre alt. Sie hat schwere Zeiten erlebt, und jetzt bereitet ihr die
Gesundheit Probleme, aber sie hat auch viele schöne Momente
genossen. Sie arbeitete zwar lang, aber gerne, war glücklich in
ihren Partnerschaften und lebte bis jetzt 106 Jahre, in denen sie
die verschiedensten historischen Begebenheiten miterlebt hat.
Panama – Von Orangen und Glück
von Judith Schnurr und Elena Fenchel
Wie heißen Sie?
Ich heiße Frederico.
Wie alt sind Sie?
Ich bin 74 Jahre alt.
Woher kommen Sie?
Aus der Provinz Colon im Land Panama.
Wie sind Sie aufgewachsen?
Ich bin mit 33 Geschwistern groß geworden. Wir hatten ein großes
Haus. Mein Vater hatte fünf Frauen und war Viehzüchter. Bei uns
Zuhause gab es immer genug zu essen, vor allem Orangen. Wir hatten
damals sehr viele Organgenbäume auf unserem Grundstück. Mein
Vater hat immer alles gehütet. Er war ein sehr fleißiger und
ehrlicher Mann.
Welchen Beruf hatten Sie?
Ich habe keinen Beruf. Ich habe immer als selbstständiger
Viehzüchter gearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat, denn so war
ich unabhängig.
Welche Träume hatten Sie?
Ich mochte es sehr gerne, in die Hauptstadt Panama-Stadt zu gehen.
Ich wollte immer ausgehen.
Welche Träume haben Sie jetzt?
Ich will gesund werden und hoffe, dass sie mich hier weiterhin gut
behandeln und ich hier im Heim weiterhin unabhängig leben kann.
Was ist für Sie Glück?
Glück bedeutet für mich Gesundheit und das Zusammenleben mit
Personen, die mich respektieren, mich gut behandeln und mit denen
ich mich wie in einer Familie fühle.
Judith Schnurr
und
Elena Fenchel
haben nach ihrem Abitur im Jahr 2012 ein Freiwilliges Soziales Jahr
in El Chorillo, einem der ärmsten Stadtviertel von Panama-Stadt,
verbracht. Während ihrer Zeit dort, arbeiteten sie in der sozial
engagierten Ordensgemeinschaft
Mercedarios del Chorillo.
Neben anderen sozialen Einrichtungen beherbergt dieser Orden eine
Schule, ein Kinder- und Altenheim sowie eine Zahnarztpraxis und eine
Bibliothek.
Alle Jahre wieder
Claim for Dignity auf
dem Weihnachtsmarkt Holzgerlingen
von Sabine Schliep
Am zweiten Adventswochende haben die Mitglieder von
Claim for Dignity
wie letztes Jahr am Weihnachtsmarkt in Holzgerlingen teilgenommen.
Dieses Jahr gab es zusätzlich zu den Bastelarbeiten aus Peru einen
Crêpes- und Glühweinverkauf. Insgesamt war es ein erfolgreiches und
für alle zufriedenstellendes Wochenende. Zufriedenstellend, weil wir
gemeinsam Sinnnvolles vollbracht haben. Mit den Einnahmen und der
Spende des Gymnasiums Langenau ist das Schulfrühstück für die
peruanische Schule
Villa Independiente
in Arequipa wieder für ein Jahr finanziert.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die 20 Helfer und an
die Spender. Die Zutaten für Speisen und Getränke, die
Standbeschriftung und viele Accessoires sowie viel Zeit wurden
kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir nehmen alle wertvolle
Begegnungen und Gespräche als Erinnerung an ein wunderbares
Adventswochenende mit uns. Ganz besonderer Dank gilt der Stadt
Holzgerlingen für den sehr guten Standplatz und an den Heimatverein
Holzgerlingen für die Bereitstellung der Museumsküche und des
Standes.




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